Montag, 19. Dezember 2011

Christian von Aster - "Der letzte Schattenschnitzer"

Titel: "Der letzte Schattenschnitzer"
Autor: Christian von Aster
Verlag: Klett-Cotta
Seiten: 312
ISBN: 3608939172
Preis: 19,95 € (Hardcover)
Erscheinungsdatum: 23. September 2011












In einem Satz:
Dieses Buch ist ein fantastisches Gesamtkunstwerk, für das so mancher Leser aber wohl erst einmal über seinen eigenen Schatten springen muss.

Inhalt:
Verschieden Erzählstränge rund um die magische Welt der Schatten werden dem Leser nahe gebracht und am Ende kunstvoll miteinander verflochten: Ein kleiner Junge, der die Schatten beherrscht; sein Schatten, der ihn lehrt; ein Mädchen, das ohne Schatten geboren wird; ein Rat uralter Rat von Schatten, der böses ahnt und ein Buch, dass vieles zu erklären vermag. Zahllose Geheimnisse, die sich nach und nach zu lüften beginnen, teilweise aber auch nur neuen Geheimnissen Platz machen. Und schon bald weiß man nicht mehr, wer gut und wer böse ist ...

Meine Meinung:
Whow, dieses Buch ist wirklich ein Kunstwerk! Und wie ein solches ist es auch nicht gleich verständlich, sondern will ergründet werden. Anfangs ist es etwas schwer, sich in die Geschichte einzufinden, da wirklich viele Erzählstränge angebrochen und nach und nach im Wechsel weitererzählt werden. Daher fällt es mir persönlich auch sehr schwer, eine geeignete Inhaltsangabe zu schreiben, ohne zu viel zu verraten (da hätte ich nicht Lektor sein wollen ...).

Die Geschichte ist absolut gut durchdacht und man kann sie ohne jeden Zweifel als neuartig bezeichnen. Da glaubt man schon alle Fantasyansätze zu kennen und da kommt Christian von Aster daher, schwingt die Finger auf die Tasten und zaubert eine solche Story daher. Nicht selten wurde ich dazu angeregt einen Blick auf meinen Schatten zu werfen und auch in Zukunft werde ich ihn wohl genauer betrachten (und nicht nur meinen eigenen ...). Der Autor verkauft die Geschichte dermaßen gut, dass man gar nicht anders kann, als einen Teil davon realitätsnah wahrzunehmen.

Auch mochte ich jede einzelne Figur auf ihre Weise, auch wenn es größtenteils schwer fiel, die Guten von den Bösen zu unterscheiden. Genau das ist für mich aber auch der Knackpunkt, wo sich oft die wirklich guten Bücher von schlechten unterscheiden: in den guten gibt es kein reines Schwarz oder Weiß, man muss als Leser schwanken und ab und an die Seite wechseln, sonst wäre es ja langweilig. Jonas, der Junge der die Schatten zu schnitzen vermag, ist mir durchaus ans Herz gewachsen und auch seinen Schatten, aus dessen Sicht man zeitweise lesen darf, mochte ich sehr (ja, vielleicht hätte ich ihn auch mal hassen sollen, aber irgendwie ging das nicht). Alle anderen Figuren blieben wahrhaftig im Schatten. Nie sah man sie vollkommen und hatte immer das Gefühl, dass sie alle noch etwas zu verbergen habe - und was soll ich sagen: ich liebe so etwas!

Gerade anfangs, als die Figuren noch fremd waren, habe ich eigentlich hauptsächlich dank des Schreibstils weitergelesen. Er klingt unheimlich erhaben ohne jedoch altbacken zu wirken. Teile der Geschichte werden aus der Sicht der Schatten erzählt die unendlich alt sind und daher genau dieser erhabenen Sprache bedürfen um ihnen die nötige Würde zu verleihen. Der Ton wurde hier (und auch in den restlichen Textpassagen) vom Autor perfekt getroffen und es ist einfach reinster Lesegenuss, einen Text vor sich zu haben, der so wohlüberlegt formuliert wurde.

Also was haben wir hier nun: ein Buch, dass fantastisch geschrieben ist, dessen Figuren absolut glaubwürdig und doch auch teilweise (angenehm) undurchschaubar sind und eine Handlung, die man sich nicht mal eben selbst erdenken kann und die daher bis zum letzten Satz spannend bleibt. Und doch kann ich keine allgemeine Leseempfehlung aussprechen. Denn das Buch ist, wie bereits erwähnt, ein Gesamtkunstwerk. Und Kunst ist bekanntermaßen Geschmackssache. Nicht jeder mag diese erhabene Sprache - doch ich liebe sie. Und viele wollen einen Erzählstrang, in dem sich Gut und Böse leicht trennen lassen - auch diesen Lesern sei hier abgeraten. Allen anderen, die es etwas anspruchsvoller und doch unterhaltsam mögen, sei gesagt: holt euch dieses Buch, denn es wird euch nach dem Lesen sicher noch eine Weile in Erinnerung bleiben! Mir jedenfalls hat es absolut gefallen und ich werde es an anspruchsvolle Leser auch gerne jederzeit weiterempfehlen.

Zum Abschluss gibt es eigentlich nur noch eines zu verkünden: Dieses Buch bekommt von mir volle fünf Kronen und besteigt hiermit den Buchthron als:

Neuer "König der Bücher"

5 Kommentare:

  1. wow, eine klasse Rezi. Mir hat das Buch auch richtig gut gefallen.
    LG Isabel

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  2. Das Buch will ich umbedingt auch haben! Das steht schon seit dem Moment auf meiner wunschliste seit ich die Lievstream-Lesung auf LovelyBooks gesehen habe *gg*

    Danke für die wundervolle Rezi... Jetzt hoff ich das ich ein Paar Gutscheine bekomme auf Weihnachten *lach*

    Liebe Grüsse
    Alexandra

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  3. Man, seid ihr schnell *g*

    Mal schauen, ob ich später noch eine Verlosung zu dem Buch mache. Hatte ich beim Buchthron ja eigentlich so geplant, aber die Studentenkasse ist knapp und das letzte Gewinnspiel auch noch nicht lange her ;)

    Die Livestream-Lesung habe ich auch gesehen und ich muss sagen: ein absolut sympathischer, sprachgewandter Autor! Wenn man ihn einmal "live" erlebt hat, kann er das Buch nicht mehr abstreiten. *g*

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  4. Hi,

    ich habe das Buch auch als Kunstwerk in meiner Rezi betitelt, doch wie du schon sagst, ist Kunst Geschmackssache und meinen hat das Buch leider gar nicht getroffen.

    LG

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  5. Hallo Fireez,

    ja auch ich habe das Buch gelesen und finde es echt eine schwere Kost. Bei diesem Buch braucht man Zeit und Muse und eine entsprechende Inhaltsangabe zu machen fällt bei dieser Thematik und wie der Autor schreibt nicht sonderlich leicht.

    Ich finde, dass Buch ist etwas für Leute, die das außergewöhnliche lieben und achten.

    LG...starone...

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