Montag, 9. Juli 2012

"In einem Land vor meiner Zeit"
von Ina Raki


Verlag: Aufbau Verlag
Seiten: 288
ISBN: 3351041578
Preis: 12,99 € (Taschenbuch)
Erscheinungsdatum: 20. Februar 2012









In einem Satz:
Ein Stück DDR-Geschichte, lebendig durch die Tagebuchaufzeichnungen einer 14-jährigen aus unserer Zeit berichtet.

Inhalt: 
Die 13-jährige Alina schmökert in den alten Tagebüchern ihrer Mutter und versteht nicht, wie diese schon in ihrer eigenen Jugend so altbacken sein konnte. Als sie am Tag darauf , ihrem 14. Geburtstag, aufwacht, befindet sie sich weder in ihrem eigenen Bett noch in ihrem eigenen Körper. Über Nacht ist sie irgendwie ins Jahr 1984 gerutscht und steckt nun im Körper ihrer damals 14-jährigen Mutter - und das mitten in der tiefsten DDR. Für Alina gibt es in dieser Zeit und diesem Land vieles zu entdecken und erleben ...

Meine Meinung:
Ich bin selbst ein Kind der DDR, auch wenn ich sie nicht mehr ganz so viele Jahre direkt miterlebte. In diesem Debüt von Ina Raki konnte ich nun kleine Teile meiner Kindheit wiedererkennen und noch einmal live miterleben. Es war ein schönes Gefühl, wieder in diese Welt abzutauchen, wenngleich auch manchmal etwas beängstigend, da in der DDR nunmal nicht alles "Friede, Freude, Eierkuchen" war - aber da erzähle ich wohl niemandem etwas Neues.

Man erlebt die DDR hier durchweg über Tagebucheinträge. Das gesamte Buch ist so aufgemacht, als hätte man tatsächlich das Tagebuch in der Hand, dass Alina in diesen Monaten führt - samt passender grafischer Aufmachung. Anfangs fand ich diese Idee toll. Immerhin bot sich so die Möglichkeit, direkt an dem teilzuhaben, was Alina wichtig genug war, um es aufzuschreiben. Leider schlug die Stimmung bei mir aber irgendwann um, als Alina zum wiederholten Mal ihre Einträge mit "Heute ist nichts weiter weltbewegendes passiert ... aber ...:" begann. Das verstärkte zwar den Eindruck, dass man ein wirkliches Tagebuch in den Händen hält, in einem Roman hätten diese "unwichtigen" Tage aber gerne ganz übersprungen werden können, da auf einen solchen Anfang eh meist nur Nebensächlichkeiten folgten. Auch die extreme Fixierung auf die schulischen Abläufe hat mich irgendwann gelangweilt, aber dafür ist es ein Jugendbuch. Jugendliche finden gerade diesen Aspekt sicher sehr gut, weshalb ich ihn hier unbewertet lasse. Es war halt nur nicht mein persönliches Ding, da ich den Schulalltag nun doch schon eine ganze Weile hinter mir habe ;)

Sehr gut fand ich auf jeden Fall den Stil der Autorin, die exakt den O-Ton einer 14-Jährigen trifft. In den meisten Jugendbüchern stufe ich die handelnden Personen aufgrund der Erzählweise unbewusst einige Jahre älter ein. Hier empfinde ich Alina als genau so alt, wie sie es auch sein soll, was der Geschichte viel Glaubwürdigkeit verleiht. Ich konnte ihren Charakter zwar nicht immer nachvollziehen, da sie für meinen Geschmack die Dinge zu schnell als gegeben hinnimmt und sich für ihr Teenageralter einfach zu selten rebellisch zeigt, aber im Großen und Ganzen denke ich auch hier, dass sich gerade die Zielgruppe der jungen Leser schon eher in sie hineinversetzen kann.

Insgesamt ist "In einem Land vor meiner Zeit" ein Stück Geschichtsunterricht, wie wir ihn wohl alle in der Schule gerne gehabt hätten: Hautnah erlebt durch die Augen eines Teenagers aus unserer Zeit. Ehemalige "Ossis" werden viele Dinge wiedererkennen (so wie ich) und "Wessis" können vielleicht noch das eine oder andere über die DDR dazu lernen. Besonders empfehle ich dieses Buch aber auf jeden Fall der angesprochenen Gruppe junger Leser, die in etwa das Alter der Protagonistin haben.



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