Freitag, 25. April 2014

Nancy Grossman - "Draußen wartet die Welt"










Eliza ist 16 Jahre alt und eine Amish. Sie lebt ohne Handy, Auto und Elektrizität und trägt jeden Tag die gleichen grauen Kleider. Mit 16 beginnt für sie nun die Zeit des "Rumspringa", in der junge Amish austesten dürfen, ob ihnen das Leben in der Moderne besser gefällt - und Eliza hat vor, diese Zeit voll und ganz auszukosten...





Ein Leben ohne den modernen Fortschritt - wer von uns kann sich das denn wirklich vorstellen? Und doch gibt es die religiöse Gruppe der Amish, die genau das leben. Sie fahren mit der Pferdekutsche zur Schule und errichten gemeinsam die Scheune des Nachbarn. Für Eliza ist dieses Leben ihr Alltag und durch ihre Augen sieht man zu Beginn des Buches die Welt der Amish. Man lernt ihre täglichen Gewohnheiten kennen und auch ihre Freunde. Und so idyllisch dieses Landleben auch wirkt, kann man auch sehr gut verstehen, warum sie ihre "Rumspringa"-Zeit voll auskosten will.

Ich war sehr gespannt darauf, wie Eliza das Leben in der Moderne empfinden wird und anfangs kam ich auch voll und ganz auf meine Kosten. Sie gibt wieder, wie sich eine Jeans anfühlt, oder wie seltsam sie ein Telefon empfindet. Leider bleibt diese Art der Gefühlserklärung aber irgendwann ein wenig auf der Strecke. Viel zu schnell gewöhnt sie sich an all die modernen Gerätschaften und spielt schon bald mit der Spielkonsole. Ganz grob und nur am Anfang wird auch angerissen, wie sie das Essen empfindet, dann aber leider nicht mehr. Gerade mit der Zeit hätte ich da mehr "Heimweh" erwartet, denn unsere Esskultur unterscheidet sich doch deutlich von dem selbst angebauten und hergestellten Amish-Essen.

Zwar gewöhnt sich Eliza meiner Meinung nach viel zu schnell an manche Dinge, andererseits fand ich es aber auch sehr erfrischend, dass sie nicht durchweg als naives Dummchen vom Land dargestellt wird. Sie ist ein kluges Mädchen, dass schnell begreift, wie die Welt um sie herum funktioniert und auch mutig auf neue Dinge zugeht. Das machte sie für mich sehr sympathisch und ich war froh, sie auf ihrer Reise begleiten zu dürfen. Eher weniger haben mir hingegen die Nebenfiguren gefallen. Sie waren alle etwas zu glatt und die wenigen Konflikte wirkten künstlich herbeigeführt und waren entsprechend schnell auch wieder vom Tisch. Da hätte ich mir gerade bei so unterschiedlichen Kulturen doch etwas mehr Reibungsfläche gewünscht.

Allgemein las sich das Buch aber fast schon wie von alleine. Der Schreibstil ist sehr angenehm und weder kitschig noch zu modern. Eliza strahlt immer eine gewisse innere Ruhe aus und das wird durch die Sprache sehr schön übertragen. Außerdem habe ich durch das Buch einiges Neues über die Amish gelernt und wurde dazu angeregt, mich auch abseits dieser Lektüre noch ein wenig genauer mit dem Thema zu beschäftigen. Also eigentlich genau das, was ich erwartet hatte. Mit etwas mehr Pepp und vor allem Tiefe hätte es dann auch für die volle Punktzahl gereicht.


Verlag: cbj
Seiten: 448
ISBN: 978-3570402153
Preis: 8,99 € (Taschenbuch)
Erscheinungsdatum: 10. Februar 2014
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2 Kommentare:

  1. Auf dieses Buch bin ich auch schon sehr gespannt. Das habe ich mir gestern von der Bücherei ausgeliehen und werde es dann auch demnächst lesen. Hoffe es gefällt mir auch so gut wie dir. Die Rezension klingt schon mal sehr gut :-)
    lg

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  2. Huhu :)
    Ich füge gerade alle Links in meine Querbeetliste ein und da ich jetzt gerade hier war, muss ich endlich mal loswerden, das ich deinen Blog echt liebe !!! Jedes Mal wenn ich hier bin denk ich mir das und komm dann doch drüber weg, es auch mal zu schreiben :)
    Das Buch liegt übrigens auf meiner Wunschliste, mal sehen ob es irgendwann auch ins Regal einzieht.
    Hab noch eine schöne Restwoche.

    LG Ina

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