Montag, 1. Juli 2013

Anneke Mohn - "Kirschsommer"


























Jule hat sich gerade frisch von ihrem langjährigen Freund Tom getrennt und alle Urlaubspläne in den Wind geschossen, als ihre Oma Mielchen beim Kirschenpflücken von der Leiter fällt und ins Krankenhaus muss. Kurz entschlossen quartiert Jule sich in Mielchens Haus ein, um sich um ihren Garten, die Kirschernte und den Übernachtungsgast zu kümmern. Doch nicht nur der Gast erweist sich als äußerst interessant, sondern auch im Keller lagert ein altes Familiengeheimnis, das nur darauf wartet, von Jule entdeckt zu werden.







Eigentlich bin ich ja nicht so der Leser von Frauenromanen. Meist sind sie mir zu gestellt und zu gewollt auf lustig geschrieben. Doch ab und zu traue ich mich doch mal wieder ran und gerade zur Sommerzeit passen solche Romane doch besser als düstere Dystopien. Mit "Kirschsommer" habe ich diesen Sommer auf jeden Fall einen Volltreffer gelandet und ein wundervolles Debüt erwischt.

Die Geschichte ist eigentlich ziemlich typisch. Eine junge Frau, frisch getrennt, verliebt sich in den nächstbesten Charmbolzen und hat eine wunderbare Sommerromanze. Am Rande gibt es noch einige Turbulenzen und einige Probleme der Nebenpersonen und natürlich den obligatorischen dritten Mann, der erstmal nur eine Randfigur ist, aber dem Leser von Anfang an sympathischer ist. Jeder hat sein eigenes kleines Drama und ein kleines Geheimnis gibt es auch noch zu lüften. Tadaaa, das Grundgerüst eines jeden 08/15-Frauenromans steht und ich habe eigentlich schon am Anfang gewusst, wie es ausgeht.

Eigentlich wäre das ein absolutes Kriterium zum Weglegen eines Buches. Trotz aller erfüllten Klischees und der fast absoluten Vorhersehbarkeit der Handlung hat die Autorin aber bewiesen, dass es nicht immer einer Neuerfindung des Rades bedarf, um den Leser zu unterhalten. Anneke Mohn hat einen wunderbar herzlichen und absolut ehrlichen Schreibstil, der mich einfach gefangen nahm. Ich fühlte mich von der ersten Seite an bei Jule wie zu Hause. Ich habe mit ihr Kirschen gepflückt, auf Mielchens Haus aufgepasst und einfach den Sommer genossen. Der Roman hat genau das gehalten, was er versprochen hat: Ich habe einen angenehmen, ruhigen und doch ereignisreichen Kirschsommer erlebt.

Die Autorin hat aber auch etwas anderes geschafft, was nicht in vielen Frauenromanen zu finden ist: Sie hat es erfolgreich vermieden, die Komik auf die Spitze zu treiben. Es gab mehrere Stellen, die mich richtig zum Lachen brachten (auch das ist selten), aber diese Situationen hätten wirklich so passieren können. Andere wiederum, bei denen ich anfangs dachte, dass sie doch bestimmt nur auf einen irrwitzigen aber absurden Moment hinauslaufen können, endeten dann doch ruhig und ohne übertriebenes Spektakel. Und ebenso waren auch die Dialoge gehalten: lebensnah und gerade so, dass ich als Leser regelrecht zwischen den Gesprächspartnern saß.

Trotz der Klischees gibt es also die volle Punktzahl von mir, denn die Stimmung stimmte einfach, sodass mich die Vorhersehbarkeit nicht im geringsten störte. Und außerdem habe ich schon  lange nicht mehr so viele Kirschen gegessen, wie dieses Jahr während und nach der Lektüre dieses Buches.


 
Verlag: Rowohlt
Seiten: 416
ISBN: 978-3499259319
Preis: 9,99 € (Taschenbuch)
Erscheinungsdatum: 1. Juni 2013



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