Freitag, 18. Juli 2014

Sally Green - "Half Bad"
























Nathan ist ein Hexer unter vielen und doch nicht so, wie alle anderen. Als Kind einer weißen Hexe und eines schwarzen Hexers lebt er in einer Gesellschaft, die von den weißen Hexen beherrscht wird. Nathan ist ein Außenseiter. Jeder hält ihn für böse und zwar von Grund auf. Alle, außer Annalise aus seiner Klasse. Sein Leben ist geprägt von Hänseleien und Erniedrigungen und er versucht nur irgendwie sein 17. Lebensjahr zu erreichen. Dann bekommt er in einer Schenkungsfeier seine Gabe als Hexer. Doch die Feier rückt in weite Ferne, als der Rat der Hexer ein Gesetz nach dem anderen herausbringt, um Nathan immer mehr zu unterdrücken und in seine Gewalt zu bringen ...





Hexengeschichten mag ich ja generell. Aber nur solche, die es schaffen, realistisch zu wirken (also vielleicht doch nicht so generell?). "Half Bad" ist so eine Geschichte. Als Leser wird man ins geschichtsträchtige England geworfen und die Autorin hält sich nicht lange mit Erklärungen auf. Die Hexerei wird einfach als gegeben vorausgesetzt. Im ersten Moment fand ich es etwas merkwürdig, dass es keinerlei Erklärung gibt, wo plötzlich die ganzen Hexen herkommen. Aber eigentlich war das auch gar nicht nötig, denn die Geschichte ist aus Nathans Sicht geschrieben und der hatte nun wirklich keinen Grund, irgendwem die Hexerei zu erklären. Alle nötigen Informationen fließen statt dessen in die Geschichte mit ein und was offen bleibt, kann man sich auch gut selbst fertig denken.

Nathan nimmt den Leser bei der Hand und erzählt rückwirkend seine Lebensgeschichte mit all ihren Highlights. Etwa die Hälfte des Buches wird von diesem Handlungsstrang eingenommen und erst dann erfährt man, wie es mit ihm vom der Anfangsszene aus weiter geht. Ich mochte beide Handlungen sehr gerne. Nathans Werdegang ist ... ja was? ... schockierend? emotional? Es ist schwer zu beschreiben, aber auf jeden Fall bietet seine Kindheit und die Art und Weise, wie mit ihm umgegangen wurde viel Stoff zum Nachdenken. Die Ereignisse reihen sich nahtlos aneinander und ehe man sich versieht steht Nathan schon wieder vor einem neuen Problem.

Trotzdem wirkt die Geschichte nicht überladen, sondern hat auch ihre ruhigen Momente, von denen ich Nathan eigentlich noch viel mehr gegönnt hätte. Ich habe ihn irgendwann wirklich ins Herz geschlossen und mit ihm gelitten. Dadurch, dass man bereits im Prolog erfährt, in welcher Situation sich Nathan aktuell befindet, hat man auch immer die Neugier zu erfahren, wie es denn nun dazu gekommen ist. Und zumindest mir ging es so, dass ich immer wieder andere Personen verdächtigt habe.

Die Frage, die einen das ganze Buch begleitet, ist ob ein Mensch wirklich böse geboren werden kann oder ob er nur durch seine Umwelt dazu gemacht wird? Und wenn dich von Klein auf jeder für böse hält, hast du dann eine andere Wahl als all deine Wut irgendwann in Boshaftigkeit zu lenken? Die Frage ist bis zum Ende des Buches nicht beantwortbar denn Nathan wehrt sich stets gegen seine dunkle Seite. Und ich bin sehr, sehr gespannt auf die nächsten Teile der Reihe, um zu erfahren, welcher Art von Hexerei er sich schließlich zuwenden wird und worin seine Gabe besteht.


Verlag: cbj
Seiten: 432
ISBN: 978-3570158425
Preis: 17,99 € (Hardcover)
Erscheinungsdatum: 31. März 2014
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