Mittwoch, 20. August 2014

Sarah Lotz - "Die Drei"










An einem einzigen Tag, später als "Schwarzer Donnerstag" bezeichnet, stürzen innerhalb weniger Stunden weltweit vier Flugzeuge ab. Aus den Trümmern, die eigentlich keine Überlebenden zulassen dürften werden drei Kinder geborgen und es entsteht eine weltweite Hysterie um die Unwahrscheinlichkeit dieses Ereignisses. Die Kinder scheinen nicht normal zu sein und werden sowohl für Außerirdische als auch für Boten Gottes oder gar die Apokalypse gehalten. Es entstehen religiöse Gruppierungen und Paparazzi folgen den Kindern und ihren Angehörigen auf Schritt und Tritt, um herauszufinden, was hinter ihrem Überleben steckt.





Ein Buch im Buch - das ist es, was man hier als erstes geboten bekommt. Die fiktive Reporterin Elspeth Martins fasst alle Ereignisse rund um den "Schwarzen Donnerstag" in diesem Buch zusammen. Nur wenige Seiten zu Beginn und am Ende beschreiben die Geschichte außerhalb des Buches. Nun, das kann im Grunde eine ziemlich interessante Sichtweise sein, ist es doch wie eine Art Sachbuch über ein Ereignis gehalten, dass von der Autorin (also der echten, nicht der fiktiven) nur ausgedacht wurde. Allerdings macht es das Lesen um einiges anstrengender als bei einem Roman, der einfach eine Geschichte erzählt und immer wieder dachte ich mir, dass hier und dort ein paar Kürzungen der Geschichte ganz gut getan hätten.

Bevor ich mich aber anfange, Dinge aufzuzählen, die mir nicht so zusagten, muss ich erst einmal meinen imaginären Hut vor der Autorin ziehen. Die detailreiche Ausarbeitung der Handlung und der einzelnen Figuren sowie der grandiose Schreibstil lassen den Leser schnell vergessen, dass alles nur erfunden ist. Viele aneinandergereihte Berichte oder Mitschriften erschaffen eine Atmosphäre, als ob man etwas aufdeckt und man liest allein aus dem Grund weiter, dass man endlich wissen will, was es mit den Kindern nun auf sich hat. Irgendetwas muss ja geschehen sein, was Elsbeth dazu veranlasst hat, die Einzelteile in ihrem Buch zusammen zu fassen. Die einzelnen Berichte sind dabei nicht immer abgeschlossen, sodass innerhalb des Zeitverlaufs immer wieder alte Stränge aufgegriffen werden. Es entsteht also durchaus so etwas wie eine durchgehende Handlung, aber erzählt aus vielen verschiedenen Sichtweisen und immer wieder gespickt mit Nebeninformationen.

Leider verläuft sich die Geschichte aber meiner Meinung nach zu sehr. Es wird dauerhaft eine gruselige Stimmung erzeugt. Man spürt, dass da etwas im Busch ist und man will unbedingt hinter das Geheimnis kommen, aber man muss dafür auch ziemlich viel Unwichtiges über sich ergehen lassen. Viele Berichte von Augenzeugen wiederholen sich und oft wird viel zu weit ausgeholt, nur um an einen einzigen Fakt zu kommen. Schlimmstes Beispiel ist wohl ein Autopsiebericht, der komplett abgedruckt wird, aber am Ende weiß man nur, dass nichts außergewöhnliches gefunden wurde. Gut, das war eine durchaus wichtige Information, aber warum muss man sich dafür den ganzen Bericht durchlesen? Eine Bemerkung am Rande hätte es wohl auch getan.

Am deprimierensten fand ich aber, dass man trotz der vielen Arbeit am Ende nicht viel schlauer ist als vorher. So wird natürlich die Spannung für den zweiten Teil erzeugt, den es laut Verlag geben soll. Wenn der dann als durchgängige Geschichte geschrieben ist, werde ich wahrscheinlich weiterlesen, denn wirklich viel konnte man diesem Teil ja noch nicht entlocken. Sollte jedoch wieder so eine arbeitsintensive Aneinanderreihung von Berichten auf den Leser warten, und am Ende so wenig Ergebnis stehen, dann müsste ich das aber nicht unbedingt noch einmal haben.


Verlag: Goldmann
Seiten: 512
ISBN: 978-3442313716
Preis: 14,99 € (Paperback)
Erscheinungsdatum: 11. August 2014
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