"Jake Djones und die Hüter der Zeit"
von Damian Dibben
Verlag: Penhaligon
Seiten: 352
ISBN: 978-3764530938
Preis: 16,99 € (Hardcover)
Erscheinungsdatum: 24. September 2012
In einem Satz:
Eine unterhaltsame, aber schlecht recherchierte und zu flach ausgearbeitete Zeitreisegeschichte.
Inhalt:
Jake Djones ist 14 Jahre alt und lebt ein normales Leben im London unserer Zeit, bis er eines Tages auf dem Schulweg abgefangen und zu einer Geheimorganisation gebracht wird, der auch seine Eltern angehören. Die sogenannten Hüter der Zeit reisen in die Vergangenheit und verhindern, dass andere etwas an der Geschichte ändern. Jakes Eltern sind auf einer dieser Reisen verschwunden und nun versucht er zusammen mit drei anderen jugendlichen Agenten, sie im Venedig des 16. Jahrhunderts wiederzufinden ...
Meine Meinung:
Ich lese sehr gerne Zeitreisegeschichten, denn ich mag es, mich in den logischen Schlüssen zu verstricken, die sich ergeben, wenn man Dinge in der Vergangenheit verändert. Und ich mag es, einfach aus heutiger Sicht in eine fremde Zeit zu reisen und diese zu entdecken. Wie sieht man diese Zeit, wenn man den heutigen Wissensstand hat? Leider, leider hat sich der Autor mit diesem Thema kaum beschäftigt, auch wenn man sich das von der Inhaltsangabe eigentlich erhofft.
Der Roman beginnt ganz vielversprechend, nämlich indem Jake direkt auf den ersten Seiten zur Geheimorganisation gezerrt wird und dort auch sofort 200 Jahre in die Vergangenheit reist. Man trifft in einem Hauptquartier Menschen aus den verschiedensten Jahrhunderten, insgesamt eine ziemlich bunte Mischung, die gleichzeitig sehr vielversprechend klingt. Jake selbst hat jedoch hauptsächlich mit drei weiteren Teenagern zu tun, die ebenfalls aus anderen Zeiten kommen, wenn mir auch entgangen ist, aus welchen nun eigentlich. Alle Personen entsprechen einem bestimmten Klischee. Topaz ist die geheimnisvolle Schöne, Nathan der zynische Playboy, Charly die Intelligenzbestie und Jake ... ja Jake ist natürlich der hochgelobte Held. Die Bösen sind böse, die Guten sind gut und das Ende kann man sich nach dem Schema dann ganz schnell alleine zusammenbasteln, auch ohne dass ich hier mehr verraten muss. Lange hatte ich Hoffnung, dass die Charaktere noch mehr Tiefe zeigen würden, aber leider vergebens.
Nachdem die Charaktere also platt waren, setzte ich meine Hoffnung auf den Zeitreiseaspekt, der sich allerdings ebenfalls als herbe Enttäuschung erwies. Die Frage wie man hier durch die Zeit reist wurde nur grob erklärt und wenn man nichts hinterfragt, kann man es ganz gut hinnehmen. Für Jugendfantasy ist es genug Erklärung. Was mich allerdings irgendwann richtiggehend aufregte, waren die endlosen Logikfehler oder Recherchelücken, mit deren bloßer Aufzählung ich wohl zwei Seiten füllen könnte. So reisen vier Teenager als Agenten alleine mit dem Schiff nach Venedig ins 16. Jahrhundert (wer braucht schon einen erfahrenen, erwachsenen Anführer). Später reisen sie mit der Kutsche quasi über Nacht von Venedig bis zum Rhein (irgendwo südlich des Ruhrgebietes) oder reiten von dort im gestreckten Galopp zurück bis über die Alpen - in ca. 3 Stunden! Und ein holzbefeuertes Fischerboot schafft es auch innerhalb weniger Stunden von Köln bis zur Nordsee, gesteuert und befeuert alleine von unserem 14-jährigen Helden Jake, der vor 4 Tagen noch nichts ahnend die Schulbank drückte. Es gibt "fließend Warmwasser aus goldenen Hähnen" und Lichtprojektoren, die evtl. aus der Zukunft mitgebracht wurden (wird leider nicht erwähnt), die aber niemanden des 16. Jahrhunderts verwundern oder gar erschrecken.
Wenn ein Autor einen Zeitreiseroman schreibt, dann erwarte ich, dass sich dieser auch wirklich mit dem Thema auseinandersetzt und recherchiert, was in der gewählten Zeit möglich oder üblich ist. An manchen Stellen hätte es sogar schon der gesunde Menschenverstand getan. Auch die Protagonisten bekommen kaum zeitrelevante Hindernisse zu spüren. Ihr einziges Problem liegt darin, ihre Kleidung anpassen zu müssen.
In der Gesamtheit wirkt der Roman einfach nur übertrieben, klischeehaft und grob aus verschiedenen Flicken zusammengeschustert. Hier hat der Autor zu viel gewollt und nichts richtig zu Ende gebracht. Eigentlich ist das schade, denn mit der Grundstory hätte man mehr anfangen können.
Trotz der vielen aufgelisteten Fehler muss ich sagen, dass mich die Geschichte zumindest am Anfang noch recht gut unterhalten hat, bis es irgendwann einfach zu viel auf einmal wurde. Da es sich um einen Jugendroman, empfohlen für 12 bis 14-Jährige handelt, fällt mein Endurteil auch nicht so hart aus, wie es bei einem Roman für Erwachsene der Fall wäre. Klischees kennt man in dem Alter meist noch nicht, sodass die Charaktere für diese Altersgruppe wohl absolut angemessen und immerhin abwechslungsreich sind. Die Logikfehler dürften wohl auch nicht so extrem auffallen. Einzig beim Tempo der Ereignisse und deren Auflösung könnten wohl auch manche junge Leser etwas enttäuscht sein.
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