Montag, 10. Juni 2013

Leonora Christina Skov - "Das Turmzimmer"


























Agnes und Nella reisen auf das Gut Liljenholm, dem Ort, an dem Nella aufwuchs. Gemeinsam versuchen sie herauszufinden, was damals auf Liljenholm geschah und was es mit dem geheimnisvollen Turmzimmer auf sich hat, von dem immer gesagt wurde, dass darin die Geister wohnen. Wie sich zeigt, ist Nellas Geschichte nicht so leicht zu erzählen, wie man es erwartet hätte und auch Agnes spielt darin eine wichtige Rolle ...






An "Das Turmzimmer" hatte ich eigentlich nur einen einzigen Anspruch: Es sollte mich in ein altes Familiengeheimnis verwickeln und es möglichst langsam und spannend auflösen. Langsam war es, da kann ich mich nicht beschweren, aber leider dann doch zu langsam, um nicht zu sagen träge. Ich hatte mich wirklich auf diese Familiengeschichte gefreut, aber leider konnte der Roman meinen Erwartungen nicht einmal ansatzweise gerecht werden, was zum einen an der Art lag, wie die Geschichte erzählt wird, zum Anderen aber auch einfach am Schreibstil, der mir gar nicht zusagte.

Die Geschichte wird größtenteils aus Agnes' Sicht geschrieben, die gerade das Buch schreibt, dass der Leser in den Händen hält. Klingt komisch? Ist es auch! Ich finde es ja in Ordnung, als Leser ab und an direkt angesprochen zu werden, allerdings flüchtet sich Agnes ständig in wage Andeutungen, die dann doch nie aufgelöst werden, und geht auf Dinge ihrer Realität ein, die der Leser einfach nicht kennen kann (da es nunmal immernoch eine erfundene Geschichte ist). Wenn Agnes also auf Bücher ihrer Realität zu sprechen kommt und Dinge sagt, wie: "Aber das muss ich Ihnen ja nicht deutlicher schreiben, sicher kennen sie das Buch ohnehin selbst", dann ist es, als würde man sich mit einem unsagbar langweiligen Bekannten unterhalten, der stundenlang über Dinge schwafelt, von denen man keine Ahnung hat - in der Regel wünscht man sich dann entweder an einen anderen Ort oder ganz viel Alkohol.

Hinzu kommt, dass Agnes, wie sie selbst immer wieder sagt, kein Talent zum kreativen Schreiben hat und daher Sekretärin geworden ist. Nunja, es kann ein Kunstgriff der Autorin sein, aber ich kann ihr diese Talentlosigkeit leider bestätigen. Die Geschichte ist besonders am Anfang sehr holprig, größtenteils zusammenhanglos und springt immer wieder in Zeit und Raum, ohne die Grenzen deutlich hervorzuheben. Schnell hatte ich den Überblick verloren und musste mich schon sehr konzentrieren, um den Faden wiederzufinden.

Es hat mich sehr überrascht, dass in der Mitte des Buches dann tatsächlich eine Besserung eintrat. Hier fängt nämlich Agnes an, ihr eigenes Leben wiederzugeben (bisher schrieb sie nur über die Familie von Liljenholm) und da dies in einer zusammenhängenden Geschichte passiert und sie nicht ständig nebenbei beschreibt, wie sie denn das Buch schreibt, wird es doch noch ein wenig interessanter. Leider verliert sich das wieder, als ihre Geschichte in der Gegenwart angekommen ist, dafür schreibt nun aber Nella das Buch weiter, kurz unterbrochen von Agnes' (sinnfreien) Kommentaren. Wir haben es nun also mit einer zweiten Ich-Erzählerin zu tun. Und als ob das noch nicht reicht, kramt Nella die Tagebücher ihres Kindermädchens hervor und tippt diese ab (Ich-Erzählerin Nummer 3). Na, Verwirrt? Ja, ich auch.

Das Familiengeheimnis um das Turmzimmer ist durchaus interessant und gut erdacht, allerdings sind die ersten 200 Seiten umsonst gedruckt worden, da man eigentlich erst danach so richtig einsteigt. Rund 100 Seiten später weiß man dann eigentlich, was Sache ist und der Rest ist nur noch Nachgeplänkel, gefolgt von dem wohl längsten und sinnlosesten letzten Kapitel/Nachwort, das ich jemals gelesen habe.

Ich finde es schade, dass aus der Geschichte nicht mehr gemacht wurde, denn das Grundgerüst ist durchaus interessant. Vielleicht muss man den Schreibstil auch einfach mögen, um wirklich von dem Buch gefesselt zu werden, aber mein Fall war es leider nicht.

 

Verlag: btb
Seiten: 448
ISBN: 978-3442744756
Preis: 9,99 € (Taschenbuch) 
Erscheinungsdatum: 11. März 2013 
 

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