Mittwoch, 29. Februar 2012

Silvia Avallone - "Ein Sommer aus Stahl"

Titel: "Ein Sommer aus Stahl"
Autor: Silvia Avallone
Verlag: Klett-Cotta
Seiten: 414
ISBN: 3608938982
Preis: 19,95 € (Hardcover)
Erscheinungsdatum: 24. Mai 2011












In einem Satz:
Unverblümt und direkt wird das Leben zweier italienischer Mädchen gezeigt, die versuchen, ihren Weg zu finden.

Inhalt:
Francesca und Anna sind 13 Jahre alt und leben in einem italienischen Ort, in dem das Leben vom örtlichen Stahlwerk, Drogen und Gewalt geprägt wird. Oberstes Ziel für junge Mädchen ist es, möglichst schnell einen geeigneten Ehemann zu finden, einen guten Fang zu machen. Francesca und Anna sind hübsch und ihnen fliegen alle Herzen zu, doch die beiden Mädchen wollen nur ihren Spaß, ihre Freiheit und vor allem eine bessere Zukunft. Sie verbringen den Sommer hauptsächlich am Strand oder erkunden die verkommene Gegend rund um die Hochhaussiedlung, denn keine von beiden will viel Zeit zu Hause verbringen ...

Meine Meinung:
"Ein Sommer aus Stahl" ist ein verwirrender Roman, da sehr viele einzelne Geschichten erzählt werden, die zwar alle miteinander zusammenhängen, aber eine einzige, auf die sich alles konzentriert, hätte vollkommen gereicht. Hauptsächlich wird die Geschichte von Francesca und Anna erzählt, die in ihrer eigenen kleinen Welt leben, in der es nur sie beide gibt. Diesen Handlungsstrang fand ich interessant und teilweise auch schockierend. Doch ähnlich wie bei einem Film, in dem die Kamera ständig rumgeschwenkt wird, um plötzlich ganz andere Leute zu beleuchten, wird auch hier die Erzählung immer wieder herumgerissen. Ohne Vorwarnung sieht man alles plötzlich aus der Sicht von Francescas Vater, ihrer Mutter, Annas Eltern oder ihres Bruders. Aber auch Personen außerhalb ihrer Familien werden aufgeführt. Meist geht es dabei um die beiden Mädchen und darum, wie die anderen sie wahrnehmen, aber halt nicht immer. So fiel es mir trotz aller Tragik schwer, eine Verbindung zu den Hauptpersonen aufzubauen. Sie agierten einfach selbst zu wenig.

Es ist der Autorin allerdings hervorragend gelungen, die Stimmung des Arbeiterviertels in Italien einzufangen. Wenn sie Szenen am Strand beschreibt, fühlt man den Sand fast schon selbst an den Zehen, aber ohne dabei durch die rosarote Brille zu blicken. Es entsteht kein Urlaubsfeeling, sondern man spürt unterschwellig trotzdem noch den Druck, der auf all diesen Menschen lastet. Und auch die andere Seite, das Stahlwerk mit all seinen Arbeitern, wurde hautnah beschrieben, manchmal fast schon zu detailreich, aber halt nur fast.

"Ein Sommer aus Stahl" ist alles andere als eine verkitschte, italienische Urlaubslektüre. Der Roman beschreibt die harten, kantigen Seiten des Lebens und der Menschen, die versuchen, das Beste daraus zu machen. Manchmal gelingt es, und oft auch nicht. Ich habe ihn nicht in einem Rutsch durchgelesen, sondern eher häppchenweise verdaut, aber lesenswert ist "Ein Sommer aus Stahl" auf jeden Fall.


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