Sonntag, 24. Juni 2012

Andreas Izquierdo - "König von Albanien"

"König von Albanien"
von Andreas Izquierdo


Verlag: Rotbuch
Seiten: 400
ISBN: 3867890153
Preis: 19,90 € (Hardcover)
Erscheinungsdatum: September 2007









In einem Satz:
Eine wahre und doch unglaubliche Geschichte eingehüllt in einen meisterhaft und intelligent konstruierten Roman, der die Figuren zum Leben erweckt.

Inhalt:
Wir schreiben das Jahr 1913. Otto Witte ist Schausteller und Lebenskünstler. Mit seinem besten Freund Max macht er Istanbul unsicher und schummelt sich geschickt durchs Leben und in schicke Hotelzimmer, wie es ihm so schnell keiner nachmachen könnte. Durch einen Zufall entdeckt er seine Ähnlichkeit zu dem türkischen Prinz Eddine, der als Thronanwärter für das gerade unabhängig gewordene Albanien gehandelt wird. In Otto entsteht der tollkühne Plan, sich an dessen Stelle krönen zu lassen und tatsächlich gelingt es, ihm für fünf Tage als König von Albanien zu regieren.

Meine Meinung:
Ich gestehe, ich habe das Buch nur aus einem einzigen Grund gekauft: Andreas Izquierdo! Der Autor hat mir in "Apocalypsia" einen so wunderbaren Schreibstil vorgeführt, dass ich mir sicher war, er könne mir alles verkaufen - auch eine Geschichte, die von einem Hochstapler anfang des letzten Jahrhunderts handelt, der sich zum König krönen lässt - samt aller politischer Verwicklungen, versteht sich. Eigentlich ist geschichtlicher Lesestoff einer der wenigen, denen ich meist tunlichst aus dem Weg gehe. Das Buch war also ein Wagnis für mich, aber ich bleibe dabei: Der Autor kann von mir aus über alles schreiben und es wird nie uninteressant.

Das Buch erzählt eigentlich zwei Geschichten. Zum einen die des Arztes in einer Nervenheilanstalt, in die Otto Witte eingeliefert wird, nachdem er steif und fest behauptet, König von Albanien zu sein. Innerhalb dieses Erzählstrangs, den man aus Sicht des Arztes miterlebt, gibt dieser wieder, was Otto ihm erzählt. Man erfährt also, wie es dazu kam, dass Otto König wurde, aber auch bereits am Anfang, dass er es wohl nicht lange blieb. Man erfährt aber auch anhand der Geschehnisse in der Nervenheilanstalt, welche Wirkung Otto auf Menschen hat. Eigentlich ist die Geschichte um den Arzt fast unwichtig für den Plot (würde ich jetzt einfach mal behaupten), aber sie ist alles andere als uninteressant. Ich für meinen Teil habe jedenfalls beide Teile genossen.

Obwohl die Geschichte viel Zeitgeschehen enthält, ist sie alles andere als trocken. Andreas Izquierdo hat mit Otto Witte einen geschickten Schachzug gewagt: Otto interessieren die aktuellen politischen Entwicklungen und Kriegszüge nicht die Bohne und so wird in Ottos Interesse (und auch in dem des Lesers) nach den wichtigsten Knackpunkten meist schnell zu unterhaltsameren Dingen übergeleitet. Es ist also kein Geschichtsbuch, sondern ein unterhaltsamer Roman, und es ist faszinierend und amüsant, wie Otto sich aus den schwierigsten Situationen immer wieder herauswindet. Man muss allein deshalb schon immer weiterlesen, weil man wissen will, wie er da nun wieder herauskommt und wie er den Nächsten an der Nase herumführt.

Besonders habe ich mich aber auch am Schreibstil erfreut. Andreas Izquierdo schreibt keine Sätze - er gestaltet sie! So manchen Abschnitt habe ich zweimal gelesen, weil mir die Formulierungen so gefallen haben. Er versteht sein Handwerk und weiß mit Sprache umzugehen, sodass das Lesen einfach ein Genuss ist. Es entsteht wahres Kopfkino und ich sah viele Szenerien regelrecht vor Augen, ganz ohne dass alles bis ins kleinste Detail beschrieben werden musste. Er weiß genau, wo er Details einsetzen muss und was er ruhig der Fantasie des Lesers überlassen kann. So macht das Lesen spaß und es wird nie langweilig.

Den eingefleischten Jugendbuchleser werde ich wohl nicht zu dieser Lektüre überreden können, aber jeder, der bereit ist, sich auch einmal auf eine etwas andere Geschichte einzulassen und sich auch einfach von einem guten Schreibstil gefangen nehmen lassen will, dem kann ich dieses Buch wärmstens empfehlen.




Samstag, 23. Juni 2012

John Boyne - "Der Junge mit dem Herz aus Holz"

"Der Junge mit dem Herz aus Holz"
von John Boyne


Verlag: Fischer
Seiten: 232
ISBN: 3596854776
Preis: 13,99 € (Hardcover)
Erscheinungsdatum: 2. März 2012









In einem Satz:
Eine zauberhafte Geschichte, mit einer tiefen Bedeutung, die bei jedem Leser einen langen Nachklang hinterlassen sollte. 

Inhalt:
Noah Barleywater läuft von zu Hause weg. Wohin, weiß er selbst nicht genau und so läuft er von einem Dorf zum nächsten, bis er in einem alten Spielzeugladen auf einen alten Mann trifft, der Tag und Nacht mit dem Schnitzen von Holzspielzeug beschäftigt ist. Der alte Mann hat viel zu erzählen und so bleibt Noah bei ihm und hört sich die Geschichte seines Lebens an und erzählt einen Teil der seinen. Doch die beiden Geschichten haben mehr miteinander gemeinsam, als Noah anfangs ahnt ... 

Meine Meinung:
Es ist schwer, eine Inhaltsangabe und auch eine Meinung zu "Der Junge mit dem Herz aus Holz" zu schreiben, ohne zu viel zu verraten und ich möchte niemanden die Erfahrung nehmen, so unwissend an dieses Buch heranzugehen, wie ich es tat. Nach dem Klappentext erwartete ich eine realistische Geschichte, die im Hier und Jetzt spielt und sich mit den Problemen eines 8-jährigen Jungen auseinandersetzt, der von zu Hause wegläuft. Das Buch hat allerdings eine deutlich fantastischere Note, als angenommen, geht eher ins Märchenhafte über aber verliert dabei doch nie den Bezug zur Realität. Das Wort "merkwürdig" würde es ganz gut beschreiben, wenn es nicht so einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen würde, denn den hat es nicht verdient. "Der Junge mit dem Herz aus Holz" ist eine durch und durch zauberhafte Geschichte, die den Leser immer wieder verblüfft und zwischen Lachen und Weinen schwanken lässt.

Ich bin mir nicht sicher, ob sich die Geschichte wirklich um Noah dreht, oder ob nicht der alte Mann den Mittelpunkt darstellt. Vielleicht stützen sich die beiden Figuren aber auch gegenseitig, denn die Geschichte des Einen könnte nicht ohne die des Anderen erzählt werden. Und so schließt man auch beide mit ihren Schicksalen ins Herz und möchte ihnen am liebsten einen Teil ihrer Last abnehmen. Obwohl die Geschichte Raum für wahre Sturzbäche an Tränen gehabt hätte, umgeht es John Boyne geschickt, wirklich auf die Tränendrüse zu drücken und hinterlässt am Ende nicht ein Gefühl der Schwermut, sondern der Hoffnung.

Der Roman ist für Kinder und Jugendliche gedacht und ich kann ihn ebenso empfehlen. Darüber hinaus glaube ich aber, dass gerade Erwachsene, die sich noch für märchenhafte Geschichten begeistern können, vieles aus diesem Buch mitnehmen können. Es gehört zu der seltenen Sorte Buch, das eine Botschaft birgt, die ich aber an dieser Stelle nicht verraten werde. Sie ist auch für junge Leser leicht zu entdecken und es ist jedem nur zu wünschen, dass er sie nach dem Lesen im Kopf behält - immer griffbereit, gleich über dem Ohr, so wie Noah es tut. 



Donnerstag, 21. Juni 2012

Hier gibt's was zu gewinnen ...

Ich habe mir endlich mal wieder die Zeit genommen, ein paar Gewinnspiele in der Bloggerwelt ausfindig zu machen. An manchen nehme ich selbst teil, andere möchte ich euch einfach nur ankündigen. Vielleicht ist ja auch das eine oder andere für euch dabei :)


WAS? - 50 Leser Gewinnspiel
WO?- Inkworld
BIS WANN? - 11. Juli 2012
GEWINN? - eines von 5 Büchern oder Wunschbuch im Wert von 15 €





WAS? - Gewinne ein Wunschbuch
WO? - Favola's Lesestoff
BIS WANN? - 24. Juni 2012
GEWINN? - Ein Wunschbuch im Wert von max. 20 €









WAS?- 100 Leser Gewinnspiel
WO? - My Life
BIS WANN? - 8. Juli 2012
GEWINN? - Eines von drei Büchern (Sternenfuer, Imago, Flügelschlag)







WAS? - 80 Leser Gewinnspiel
WO? - Das Lese-Rattenloch
BIS WANN? - 20. Juli 2012
GEWINN? - Eines von drei Überraschungsbüchern







WAS? - 1 Jahr "Du öffnest die Bücher und sie öffnen dich" Gewinnspiel
WO? - Du öffnest die Bücher und sie öffnen dich
BIS WANN? - 26. Juni 2012
GEWINN? - "Sieben Minuten nach Mitternacht"







WAS? - 100 Leser Gewinnspiel
WO? - Ninas Bücher
BIS WANN? - 26. Juni 2012
GEWINN? - Eines oder mehrere Wunschbücher im Wert von insgesamt 20 €




WAS? - 200 Leser Gewinnspiel
WO? - his & her Books
BIS WANN? - 30. Juni 2012
GEWINN? - Ein signiertes Exemplar von "Dark Canopy"






WAS? - "Bald 200 Leser!!!!"-Gewinnspiel
WO? - Kathrineverdeen
BIS WANN? - 1. Juli 2012
GEWINN? - Je ein signiertes Exemplar von "Sternenschimmer" und "Sternensturm"

Neues Futter für meinen SUB



Obwohl ich zur Zeit eher wenig gelesen habe, konnte ich einfach nicht anders, als meinen SUB endlich mal wieder zu füttern. Ich schwöre, der hat vor Hunger schon geschrien!
Nachdem ich das Foto gemacht hatte, ist mir aufgefallen, dass ich "Wir beide, irgendwann" ja schon präsentiert hatte, aber egal, ist es jetzt halt nochmal mit auf dem Foto. Die beiden unteren Bücher "Das Volk der Lüfte" und "Der Zauberer von Karakosk" sind schon etwas älter, aber von meinem Lieblingsautor Peter S. Beagle. Irgendwann krieg ich sie alle ... aber bei manchen ist es schon echt schwer, die noch irgendwo günstig zu bekommen.

Von Dani bekam ich im Rahmen der Jugendbuchchallenge "Der Junge mit dem Herz aus Holz" von John Boyne geschickt. Da bin ich gerade mittendrin und die Rezi kommt dann in den nächsten Tagen. Bisher gefällt es mir jedenfalls sehr gut, auch wenn die Geschichte ganz anders ist, als ich erwartet hatte.

Dann ist noch "Die Stadt der Blinden" von José Saramago eingezogen, weil ich schon so viel Gutes über das Buch gehört habe und ich es schon lange lesen will. Und zu vor Kurzem kam dann noch "Sieben Tage ohne" von Monka Peetz für die Lesechallange bei Lovelybooks an - und wird daher auch schnellstmöglich verschlungen. 


Mittwoch, 20. Juni 2012

Patrick Ness / Siobhan Dowd - "Sieben Minuten nach Mitternacht"

"Sieben Minuten nach Mitternacht"
von Patrick Ness / Siobhan Dowd


Verlag: cbj
Seiten: 216
ISBN: 3570153746
Preis: 16,99 € (Hardcover)
Erscheinungsdatum: 29. August 2011

Anmerkung: Dieses  Buch ist auch als Erwachsenenausgabe beim Goldmann-Verlag erschienen.






In einem Satz:
Dieses Buch zu lesen, ohne eine Träne zu vergießen, ist wohl unmöglich, aber man muss es einfach gelesen haben!

Inhalt:
Manchmal fällt es unsäglich schwer, einen geliebten Menschen loszulassen. Manchmal fällt es unsäglich schwer, über das zu reden, was uns am meisten bedrückt. Und manchmal sind wir gerade in unserem tiefsten Leid mutterseelenallein. Es ist sieben Minuten nach Mitternacht. Wie jede Nacht erwartet Conor bange den Alptraum, der ihn quält, seit seine Mutter unheilbar an Krebs erkrankt ist. Doch diese Nacht klopft etwas an sein Fenster und ruft seinen Namen: ein Wesen, das uralt ist und wild und weise – und das wie niemand sonst Conors Seele und seine geheimsten Ängste kennt. Von da an kommt das Wesen Nacht für Nacht, und allmählich begreift Conor, dass es der einzige Freund ist, der ihm in den schwersten Stunden seines Lebens zur Seite steht. Denn Conor wird zerrissen von der einen Frage, die er sich nicht zu denken und nicht auszusprechen wagt. Der Frage, ob er seine Mutter, die er über alles liebt, loslassen darf? Ob er sie nicht gar loslassen muss, um selbst nicht verloren zu sein? (Quelle: cbj)

Meine Meinung:
Ich hatte schon viel über dieses Buch gehört und gelesen: Dass es unglaublich ergreifend und beeindruckend geschrieben sein soll und natürlich auch über die Entstehungsgeschichte, nach der Siobhan Dowd, die 2007 selbst an Brustkrebs starb, einen Entwurf für diesen Roman hinterlassen hat, selbst aber nie dazu kam, ihn zu vollenden. Patrick Ness nahm sich der Romanidee an, da er und auch der Verlag der Meinung waren, dass dieses Buch einfach veröffentlicht werden muss. Und sie sollten recht behalten, denn dieses Buch ist wirklich eine Bereicherung für jeden Leser und wird jedem lange in Erinnerung bleiben.

Wie geht man damit um, wenn der Tod eines geliebten Menschen unausweichlich ist? Was, wenn man ein 13-jähriger Junge und ganz alleine damit ist und niemand mit einem darüber sprechen will? Conor ist dieser Junge. Sein Vater hat die Familie vor langer Zeit verlassen und seine Mutter ist alles, was ihm bleibt. Doch jetzt ist sie unheilbar an Krebs erkrankt und er ist mit dieser Situation ganz auf sich allein gestellt. Stück für Stück wird dem Leser Conors Gesamtsituation freigelegt und man beginnt zu begreifen, was für einen Druck er aushalten muss und versteht, welche Rolle das Monster spielt. Man leidet mit ihm und verfolgt gespannt, was es nun genau mit dem Monster auf sich hat.

Die Themen Tod und Verlust sind an sich immer schwere Kost, besonders schwer wird es aber mit Sicherheit, wenn man diese Themen für Jugendliche aufarbeiten und verpacken will. Mit "Sieben Minuten nach Mitternacht" ist es den Autoren gelungen, eine Geschichte zu schreiben, die traurig und einfühlsam, aber auch stark ist und lebensnahe Protagonisten, aber auch eine fantastische Seite hat. Es bleibt am Ende wohl jedem selbst überlassen, in welcher Form er an Conors Monster glauben möchte. Jüngeren Lesern wird es leichter fallen, es als real anzunehmen, ältere finden darin das innere Monster wieder, das in einem selbst stecken kann und so ist diese Geschichte gleichzeitig leicht verständlich aber auch philosophisch tiefgründig.

Dass ich die Taschentücher bei diesem Buch griffbereit haben sollte, wusste ich, aber dass es mich so ergreifen würde, hätte ich dann doch nicht gedacht. Es mag auch an meinen eigenen Erfahrung mit dem Thema liegen, aber am Ende des Buches habe ich im wahrsten Sinne des Wortes "Rotz und Wasser" geheult und ich war gezwungen das Buch kurz zur Seite zu legen - ab einem gewissen Wasserpegel in den Augen sieht man halt einfach keine Schrift mehr. Der Autor beschreibt die einzelnen Situationen wirklich einfühlsam und lebensnah und ich kann dieses Buch ausnahmslos jedem empfehlen. Ganz besonders lege ich es aber gerade den Menschen und besonders Jugendlichen ans Herz, die das Thema direkt betrifft.




Freitag, 1. Juni 2012

LovelyBooks Themenlesen - Das Junithema


Diesen Monat wurde das Thema anlässlich des Thronjubiläums der Queen gewählt und heißt deshalb: 

Königliche Bücher

Es wird wieder jedemenge Freiraum gegeben und so kann der Titel etwas mit Königen zu tun haben, oder es kommen einfach nur Adelige, egal in welcher Form darin vor. Auch die Aufmachung zählt, wie zum Beispiel ein Einband in Goldtönen oder mit adelig wirkenden Menschen darauf. Da zwei Bücher in meinem Regal bei diesen Thema gleich ganz laut nach Aufmerksamkeit gebrüllt haben, werde ich mich diesen Monat auch nur auf diese beiden beschränken: 

"König von Albanien" von Andreas Izquierdo
- "Lamento - Im Bann der Feenkönigin" von Maggie Stiefvater

Na das sollte doch machbar sein, oder? ;)

Ruta Sepety - "Und in mir der unbesiegbare Sommer"

"Und in mir der unbesiegbare Sommer"
von Ruta Sepetys


Verlag: Carlsen
Seiten: 304
ISBN: 3551582548
Preis: 16,90 € (Hardcover)
Erscheinungsdatum: September 2011









In einem Satz:
Unverblümt und direkt - und dadurch auch unglaublich bewegend.

Inhalt:
Lina ist 15 Jahre alt, als die Sowjets in Litauen einfallen und sie und ihre Familie deportiert. Sie weiß nicht, wohin sie gebracht werden sollen und auch nicht, warum man ihrer Familie das alles überhaupt antut. Sie weiß nur, dass sie überleben und ihren Vater, der von ihnen getrennt wurde, wiederfinden will. Um ihm Nachrichten zu schicken - und auch um das Erlebte zu verarbeiten - beginnt sie alles zu zeichnen, was sie bewegt. Und je länger die Reise dauert, umso schrecklicher werden die Bilder, die sie malt ...

Meine Meinung:
Schon seit Anne Franks Tagebuch wissen wir, wie bedrückend die Stimmung eines Buches sein kann, wenn man mitten hineingeworfen wird in eine Welt aus himmelschreiender Ungerechtigkeit und gleichzeitiger Wehrlosigkeit - und wie schlimm es sein kann, wenn man während des Lesens ständig diese kleine Stimme im Hinterkopf hört, die einem zuflüstert, dass jedes geschriebene Wort der Wahrheit entspricht, das alles genau so geschehen ist. Nicht nur einmal, nein Tausende Male.

Bei "Und in mir der unbesiegbare Sommer" handelt sich zwar nicht direkt um einen Tatsachenbericht, sondern vielmehr um die Kombination vieler verschiedener Erfahrungen, die auf eine frei erfundene Protagonistin und deren Familie projiziert wurden, aber das tut der Stimmung im Buch keinen Abbruch. Im Gegenteil: Die Erfahrungen, die Lina macht wirken absolut real, schockierend und bedrückend. Die Autorin drückt dabei nicht absichtlich auf die Tränendrüse, schreibt aber auch keinen reinen Tatsachenbericht. Vielmehr hat sie den schmalen schriftstellerischen Grat gefunden, mich so zu fesseln, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen mochte, aber auch gleichzeitig so zu schockieren, dass ich mir manchmal nicht sicher war, ob ich wirklich wissen will, wie es weiter geht. Ruta Sepety beschreibt dabei nicht nur die Deportation und das Leben in den Lagern, sondern gibt auch immer wieder kleine Rückblicke auf Linas Leben davor, auf die glücklichen Zeiten und auch darauf, wie es zur Deportation kam. Stück für Stück setzt sich ein Komplettbild zusammen und es wird einem immer wieder ins Gedächtnis gerufen, wie viel diese Menschen verloren haben.

Am Ende ist dieses Buch aber nicht nur eine Anklage der Geschehnisse, wie sie wirklich passiert sind, sondern es ist auch eine Hommage an die Völker, die all dies erdulden mussten. Daran, wie stark sie sein mussten, all dies zu überstehen, alles zu verlieren und wieder ganz von vorne anzufangen. Und auch daran, dass die Hoffnung manchmal gar nichts bringt, aber dass man sie trotzdem niemals aufgeben sollte, denn sie ist am Ende manchmal das Einzige, was uns noch am Leben hält.
"Und in mir der unbesiegbare Sommer" ist für mich ein Buch, das jeder gelesen haben sollte, egal ob jung oder alt.