Titel: "Anständig essen"
Autor: Karen Duve
Verlag: Galiani Berlin
Seiten: 335
ISBN: 3869710284
Preis: 19,99 € (Hardcover)
Erscheinungsdatum: 30. Dezember 2010
In einem Satz:
Ein unterhaltsam geschriebenes Sachbuch, das mit viel Wissen über die heutige Nahrungsgewinnung schockiert und auch zum Nachdenken anregt.
Inhalt:
Karen Duve steht im Supermarkt vor einer Grillhähnchenpfanne als, sie sich erstmals wirklich bewusst macht, woher das Fleisch wohl kommen mag, das sie täglich einkauft und verspeist. Sie beschließt sich ein Jahr lang genauer mit ihrer Ernährung zu beschäftigen und Stück für Stück ihre Ansprüche herunter zu drehen. Sie wird Bio-Fanatikerin, Vegetarierin, Veganerin und am Ende sogar Frutarierin. Und je mehr sie sich mit den einzelnen Ernährungsweisen beschäftigt und hinter die Fassaden der Fleischindustrie schaut, desto gewisser wird ihr, dass sie wohl nie mehr so essen wird wie früher ...
Meine Meinung:
Wenn mich ein Buch fesselt, dann lese ich es auch während des Essens weiter. Auch hier kam es dazu, allerdings stellte ich schnell fest, dass sich mein "Chili con Carne" so gar nicht mit dem Inhalt dieses Buches verträgt. Ich war gezwungen, es zur Seite zu legen und Essen und Buch doch getrennt zu behandeln. Eigentlich gehöre ich eher nicht zu den Zartbesaiteten. Mit einem erfundenen blutigen Gemetzel habe ich auch während des Abendessens kein Problem (ist ja nicht real). Wenn die Autorin in diesem Buch allerdings beschreibt, mit welch grausamen Mitteln Hühner davon abgehalten werden auf kleinstem Raum aufeinander einzuhacken, wie Kühe eingepfercht und Schweine kastriert werden, dann ist das durchaus real. Es passiert täglich in Tausenden von Fleischbetrieben, und da während des Lesens weiter zu essen war nicht möglich.
Karen Duve beschränkt sich nicht darauf, dem Leser die einzelnen Ernährungsweisen nahe zu bringen. Vielmehr schaut sie hinter die Kulissen und versucht zu verstehen was einen Vegetarier oder Veganer zu einem solchen macht, und warum es vielleicht für uns alle besser wäre, weniger Fleisch zu essen. Sie versucht allerdings auch nicht zu bekehren. Sie zeigt lediglich Tatsachen auf, die dem Leser bis dato nicht alle unbekannt sind, und rückt sie teilweise in ein neues Licht. Für sich selbst hat sie am Ende des Buches einen Weg gefunden, überlässt es dem Leser aber auch selbst, einen eigenen Weg zu finden. Egal wie man sich entscheidet, es scheint alles ok zu sein, solange man es nach der Lektüre noch mit seinem eigenen Gewissen vereinbaren kann.
Ich muss zugeben, dass ich dem Buch etwas skeptisch gegenüberstand, da ich einfach nicht der Sachbuchleser bin. Wenn ich lese, erwarte ich eine zusammenhängende, unterhaltsame Geschichte und will nicht mit zu vielen Fakten gelangweilt oder gar davon erschlagen werden. Und ich muss sagen, dass mich dieses Sachbuch nicht einmal gelangweilt hat. Ich musste es nach etwa 80 Seiten für einige Tage zur Seite legen, habe den gesamten Rest dann aber in einem Rutsch durchgelesen. Alle Fakten wurden in eine unterhaltsame Geschichte gepackt und nicht unnötig in die Länge gezogen. Den letzten Schliff gibt schließlich eine kräftige Prise Humor und Selbstironie, sodass es nie langweilig wird.
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Das klingt nach einem Buch, das mich interessieren könnte. Ich spiele selbst schon länger mit dem Gedanken, endlich mal weniger oder - noch besser - gar kein Fleisch mehr zu essen. Allerdings erinnert es mich von deiner Beschreibung her doch sehr an "Diet for a New America", was ich schon ewig im Regal stehen habe.
AntwortenLöschenDas Buch kenne ich leider nicht, so dass ich da keine Vergleich ziehen kann. Aber von der Beschreibung her, hört es sich so an, als ob es theoretisch inhaltlich ähnlich ist. Aber ich denke "Anständig essen" ist weniger belehrend und dafür unterhaltsamer. Außerdem beschäftigt es sich mit deutschen Verhältnissen. Ich glaube wenn man sich die amerikaniscen Verhältnisse beschreiben lässt, schiebt man doch am Ende alles wieder von sich (nach dem Motto "Hier ist doch sicher alles anders").
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