Montag, 16. September 2013

Maya Shepherd - "Radioactive - Die Verstoßenen"



























Ihre Bezeichnung ist F518, sie sieht aus wie alle anderen, lebt den gleichen Tagesablauf wie alle anderen und darf nicht aus der Reihe tanzen. In der Legion ist alles genau geregelt und alles Zwischen- menschliche verboten. Sie stellt es nicht infrage, sondern gehorcht, denn nur so kann die Legion funktionieren und die verseuchte Welt außerhalb irgendwann wieder bevölkert werden. Doch stimmt es wirklich, dass außerhalb der Legion kein Leben mehr möglich ist? Ist diese Art zu leben wirklich die einzig richtige?








"Radioactive" ist im Eigenverlag erschienen. Es gab also keinen professionellen Lektor, der wie wild korrigiert hat und wahrscheinlich auch nur wenige Leser, die der Autorin vor der Veröffentlichung kräftig auf die Finger gehauen haben. Das Schöne daran ist, dass man quasi die Rohversion zu lesen bekommt, also wirklich das Werk, das die Autorin auch im Kopf hatte, ohne dass da hundert Mal von anderen drübergebügelt wurde. Der Nachteil ist, dass die Arbeit eines gnadenlosen Lektors nunmal nicht überflüssig, sondern in der Regel absolut notwendig ist, um eine Geschichte abzurunden.

Den Anfang der Geschichte fand ich grandios und man merkt absolut nicht, dass es hier keinen Lektor gab. Die Stimmung in der Legion wird super rübergebracht, die Protagonistin wirkt glaubwürdig und sympathisch und ich war sofort gefesselt von dieser Welt, in der alle Menschen gleich sein sollen. Je weiter die Geschichte voranschreitet, desto mehr Logikfehler treten aber leider auf und das anfangs so stimmige Bild bekommt langsam immer mehr Risse. Während die Autorin anfangs noch sehr gut einfängt, dass die Protagonistin manche Dinge einfach nicht wissen kann und daher darüber stolpert, vergisst sie es im späteren Verlauf immer wieder und F518 bzw. Cleo, wie sie später heißt, wird zunehmend ein eher schwammiger Charakter, den ich nicht mehr nachvollziehen kann.

Diese umgekehrte Entwicklung von Cleo ist es auch, die mir gegen Ende etwas den Lesespaß genommen hat. Sie hat anfangs einen ziemlich gefestigten Charakter und will entgegen den Regeln der Legion Unterschiede zwischen den Menschen finden und fühlt ansatzweise die Ungerechtigkeit, die es dort eigentlich nicht geben sollte. Später scheint sie aber nur noch zu schwanken und ich hatte das Gefühl, dass sie gar keine eigene Meinung mehr hat. Die Schwankungen waren vor allem viel zu sprunghaft und ich konnte sie selten wirklich nachvollziehen. Auch ihr Denken war teilweise nicht nachvollziehbar und so war sie mit ihren Gefühlen den Aktuellen Situation oft schon meilenweit voraus, was dem Gesamtbild dann leider oft das Stimmige nahm.

Insgesamt fand ich das Buch aber absolut lesenswert. Gerade die Rahmengeschichte und die kunstruierte Welt fand ich interessant und ich bin gespannt auf den zweiten Teil, um mehr davon zu erfahren. Und dass die Autorin Talent zum schreiben hat, hat sie in diesem Buch ebenfalls bewiesen. Eine schön geschrieben Geschichte mit meist glaubhaften Charakteren, eingebettet in eine interssant konstruierte Welt. Der Lesegenuss wird nur leider durch kleinere Logikfehler und eine nicht immer vollkommen nachvollziehbare Handlungsweise der Protagonistin getrübt, was die Geschichte in der Gesamtheit leider zu sehr abflacht.



Seiten: 281
ISBN: 978-1481156158
Preis: 9,98 € (Taschenbuch) / 3,99 € (E-Book)
Erscheinungsdatum: 3. Dezember 2012

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