Mittwoch, 4. Dezember 2013

Lauren St. John - "One Dollar Horse"

























Casey ist 15 Jahre alt, kommt aus ärmlichen Verhältnissen und jobbt auf einem kleinen Reiterhof. Wie viele Mädchen in ihrem Alter träumt sie davon, ihr Leben zu verändern, eine große Reiterin zu werden und ein eigenes Pferd zu haben. Zumindest der letzte Teil erfüllt sich ganz plötzlich, als sie ein unscheinbares, abgemagertes Pferd für einen Dollar kauft und es damit vor dem Schlachter rettet. Und bald zeigt sich, dass plötzlich auch alle anderen Träume in greifbare Nähe rücken. Doch der Weg dorthin ist hart, beschwerlich und es soll 2 Jahre dauern, bis Casey ihre große Chance bekommt ...







Ach ja, lang ist es her, dass ich mein letztes Pferdebuch in den Händen hielt. Damals habe ich sie allesamt verschlungen und konnte gar nicht genug von Pferdegeschichten bekommen. Irgendwann ist man dann einfach aus dem Alter raus, in dem einen diese doch meist recht einfach gestrickten und in der Regel furchtbar kitschigen Geschichten noch begeistern können. Nach weit über einem Jahrzehnt habe ich es nun doch einmal wieder gewagt und mich von einem hübschen Cover locken lassen. "One Dollar Horse" klang zwar inhaltlich nach einem typischen Pferdebuch für kleine Mädchen, aber Cover und Titel machten mehr her als üblich und so überkam mich die Hoffnung, dass es vielleicht doch eher ein Young-Adult Buch ist. 

Um es kurz zu machen: Ich habe mich getäuscht (oder täuschen lassen). Hinter dem durchaus hübschen Cover verbirgt sich ein nahezu typischer Pferderoman, der zwar strauchelnd versucht, etwas erwachsener daher zu kommen, es aber einfach nicht schafft. Die Autorin versucht durch zahlreiche Hintergrundgeschichten, den handelnden Personen mehr Tiefe zu geben, was allerdings in den meisten Fällen deutlich zu konstruiert wirkt. Gleichzeitig wird ein Handlungsbogen von etwa zwei Jahren erzählt, mit zahlreichen Zeitsprüngen in beide Richtungen. Mal springt man um mehrere Monate nach vorne und verpasst so eigentlich die entstehende Bindung zwischen Casey und ihrem Pferd und ein andernmal wird dafür rückwirkend irgendetwas nacherzählt um bereits geschehene Dinge zu rechtfertigen. Der gesamte Zeitstrahl wirkt dadurch unnatürlich verkrümmt und man muss sich auch als Leser ganz schön verbiegen, um noch halbwegs mit den Figuren mitfühlen zu können.

Allgemein ist das auch der Punkt, der mir am meisten aufgestoßen ist: Ich konnte mit den Charakteren einfach nicht mitfühlen. Man kann eigentlich nicht behaupten, dass sie schlecht gezeichnet sind. Jeder Figur wird eine Hintergrundgeschichte gegeben, jeder hat seine Gründe zum Handeln und doch erscheint es alles zu gewollt und unnatürlich - als hätte sich die Autorin gedacht: "Drama! Wir brauchen mehr Drama!". Ständig wechselnde Blickwinkel geben dem Ganzen dann den Rest. Statt einfach bei einer Figur zu bleiben, wechselt ständig der Erzählstil und der Blickwinkelund gerade gegen Ende erfährt man vieles nur aus dem Off, statt wirklich dabei zu sein.

Alles in allem hatte ich am Ende des Buches das Gefühl, einen Film gesehen zu haben. Normalerweise würde ich das auf das Kopfkino zurückführen und mich darüber freuen. Hier aber ist es eher so, dass viele Dinge einfach nur angerissen wurden, dann kam direkt der Szenenwechsel und teilweise meine ich sogar Kameraschwenks zwischen den Zeilen gelesen zu haben. Fehlte eigentlich nur, dass statt der Kapitelüberschriften "CUT" stehen würde. Als Film würde sich die Story vielleicht auch gut machen, aber Film und Buch sind nunmal zwei verschiedene Medien und während mir ein Film in dieser Erzählart und mit diesem Tempo vielleicht gut gefallen hätte, fehlte mir im Buch die schriftliche Umsetzung von Emotionen und Details, die man hier halt nicht direkt sehen kann.



Seiten: 318
ISBN: 978-3772526916
Preis: 17,90 € (Hardcover)
Erscheinungsdatum: August 2013
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